Hier ein kleines Interview aus dem „findling„, dem Veranstaltungsmagazin der Heideregion:
Guido tum Suden spielt mit seiner Gruppe im Rethemer Burghof Weltmusik mit niederdeutschen Texten
„Ich wollte nicht irgendwas machen, sondern etwas traditionelles“
Weltmusik mit niederdeutschen Texten präsentiert „Tum Suden“. Die Gruppe greift auf Melodien und Texte aus dem 14. bis 17. Jahrhundert zurück, die mit skandinavischen, afrikanischen und lateinamerikanischen Einflüssen arrangiert werden. Guido tum Suden, der aus Bad Bederkesa stammt, gründete das Ensemble, das 2006 seinen ersten Auftritt hatte. Mittlerweile verfügt die Gruppe über ein Repertoire von knapp über 20 Liedern, die bei den Konzerten mit ein wenig Geschichte zu den Stücken präsentiert werden. Am Sonnabend, 7. März, ab 20 Uhr ist „Tum Suden“ im Rethemer Burghof zu Gast.
Verbindliche Kartenreservierungen unter Telefon (05165) 2900000 oder per E-Mail burghof.rethem@t-online.de.
Wie ist die Idee entstanden, sich mit niederdeutscher Musik aus dem 14. bis 17. Jahrhundert zu beschäftigen?
Ich habe jahrelang in einer Coverband gespielt. Dies wurde mir irgendwann zu viel und ich habe was Neues gesucht. Dann habe ich im Radio bei Bremen 2 eine Drehleier gehört und dies gefiel mir. Ich wollte aber nicht irgendwas machen, sondern etwas traditionelles. Da in meiner Gegend eine Folkszene nicht vorhanden ist, der Shanty ganz woanders herkommt, habe ich gegraben. Und nachdem plattdeutsche Lieder aus dem 19. Jahrhundert nicht mein Fall sind, bin ich auf ein plattdeutsches Liederbuch mit Liedern vom 14. bis 20. Jahrhundert gestoßen. Dort wird neben den Melodien und Texten auch beschrieben, wo die Lieder herkommen.
Was macht den besonderen Reiz Ihrer Musik aus?
Ich arrangierte die Lieder, von denen nur die Melodien und Texte vorliegen, zumeist mit skandinavischen Einflüssen, da ich diese Musik gerne höre. Doch durch unsere Percussionisten, die gerne afrikanische und brasilianische Musik spielen, kommen auch diese Einflüsse dazu.
Um Authentizität geht es also nicht?
Nein, denn es ist nicht mehr nachvollziehbar. Es gibt heute viele Mittelalterbands, doch die wissen auch nicht, wie es genau war. Gregorianische Choräle sind noch nachvollziehbar. Doch das war auch nicht das Ziel. Es sollte nicht Musik aus dieser Zeit werden, sondern mit eigenen Arrangements.
Ist es nicht unglaublich kompliziert und mühevoll, an Text- und Melodievorlagen aus der Hansezeit zu kommen?
Es ist schwierig, doch mittlerweile habe ich ein zweites Buch gefunden. Dies ist aber auch ziemlich ausgeschöpft, da nicht alles zu uns passt oder mit einer Drehleier gespielt werden kann. Der nächste, mühevolle Schritt wird sein, dass ich in plattdeutschen Archiven nach weiteren Liedern suche.
Wie begann „Tum Suden“?
Wir waren mal zehn Leute, darunter drei Sängerinnen, denn ich wollte mehrstimmigen Gesang haben. Zudem hatten wir noch eine Geige und eine zweite Gitarre dabei. Über eine längere Zeit wurde es dann aber schwierig, gemeinsame Probe- und Auftrittstermine abzustimmen und so haben wir uns dann verkleinert. Von meiner Ursprungsidee, etwas rein akustisches zu machen, musste ich auch Abstand nehmen, da die charakteristischen Unterschiede der Instrumente zu groß sind.
Nun gehört bereits das neuere Plattdeutsch zu einer Sprache, die immer weniger verstanden und gesprochen wird. Sie beschäftigen sich mit einer noch älteren Sprache, dem Niederdeutsch. Werden die Lieder bei Ihren Konzerten überhaupt verstanden oder müssen Sie die Texte erläutern?
Nein, doch wir erläutern nicht mehr alle, sonst würden wir zu viel sprechen. Es kommt auch bei uns vor, dass man eine Strophe öfter lesen muss, um sie zu verstehen. Unsere Sängerin kann das Niederdeutsch sehr gut sprechen und ich ändere bei den Texten hin und wieder auch Kleinigkeiten, so dass Wörter wie heutzutage ausgesprochen werden
Durch die Wahl der niederdeutschen Sprache hat „Tum Suden“ überhaupt die Möglichkeit, sich über die Grenzen Norddeutschlands einen Namen zu machen?
Da die Texte eh nicht verstanden werden, ist der Ort egal. Unser südlichster Auftritt war bislang in Hannover, sonst vorwiegend in der Verdener Gegend. Da wir in einem Alter sind, wo wir nicht mehr berühmt werden müssen, reicht uns das. Wir machen das nebenberuflich und spielen zwei bis vier Auftritte im Jahr.